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10. Juni 2019

Griechenland, Tag 16 (9.6.2019)

Besuch bei Zeus (Teil 2):

Ich schlafe nicht gut  denn in einem Schlafsaal mit 20 Betten, die fast alle belegt sind, schnarcht eigentlich ständig irgend jemand. Außerdem ist es recht stickig. Da ich im oberen Bett eines Stockbetts liege, ist der nächtliche Besuch des Klos (es gibt in Schutzhütte A nur die Hockerl-Variante) mit Klettern verbunden (als Lichtquelle dient dabei das Handy, denn zwischen 22 und 6 Uhr ist der Generator ausgeschaltet). Irgendwann döse ich dann doch ein. Im Halbschlaf höre ich, dass Leute in anderen Schlafsälen bereits aufstehen. Ich denke, es ist kurz vor 6, tatsächlich ist es aber bereits eine Stunde später. Wir holen unsere Rucksäcke unter dem Bett hervor und setzen uns ins Freie, wo wir ein Frühstück verspeisen (3 Scheiben Brot, Streichkäse, Butter, Marmelade, Honig und ein Becher Kaffee um 5 Euro).



Wir lassen Zelt, Schlafsack und Isomatte in der Schutzhütte zurück, was das Gewicht des Rucksacks um drei bis dreieinhalb Kilo verringert. Um 8 Uhr beginnen wir den Gipfelsturm. Der Weg zum ersten Gipfel, dem 2866 m hohen Skala, ist zwar nur 2,8 km lang, doch diese Strecke ist überaus anstrengend: um die fast 800 Höhenmeter zurückzulegen, muss man ständig bei mindestens 10 bis 20 Prozent Steigung bergauf gehen, über lange Passagen auch 20 bis 30 Prozent (mit Spitzen von 40 Prozent).



Nach 10 Minuten müssen wir ein Schneefeld überqueren.



Um halb neun erreichen wir eine Rastbank, die jemand dankenswerterweise gebaut hat.



Die letzten Bäume lassen wir um 9:15 unter uns zurück.



15 Minuten später sehen wir eine Gämse.



Wir befinden uns jetzt im hochalpinen Gebiet (nennt man das so, wenn man sich nicht in den Alpen aufhält?).



Der letzte Kilometer bis zum Gipfel ist ein steiler Aufstieg (ständig 30 bis 40 Prozent Steigung). In der dünnen Höhenluft müssen wir nach jeweils 100 Metern eine Verschnaufpause einlegen.



Ein Blick zurück auf den Teil des Aufstiegs, den wir schon geschafft haben:



Dann ist es nicht mehr weit - vielleicht noch 40 bis 50 Höhenmeter.



Um 11:30 haben wir den Gipfelsieg errungen!



Der Mytikas ist mit 2917 m der höchste Berg Griechenlands. Um ihn zu bezwingen, muss man etwas klettern, braucht eine Klettersteig-Ausrüstung und muss schwindelfrei sein - also nichts für mich.



Sechs Meter niedriger ist der Skolio. Den könnten wir zwar über einen Pfad erreichen, aber für weitere Höhenmeter fehlt uns die Kondition. Wir begnügen uns damit, den Skala bestiegen zu haben, und sind mit dieser Leistung hoch zufrieden.



Nachdem wir etwas gegessen haben, beginnen wir kurz nach 12 Uhr den Abstieg. Ohne Wanderstöcke mit Metallspitzen würde man im steilen Terrain auf vielen kleinen Steinen mehr rutschen als gehen. Wir haben zwar Wanderstöcke, dennoch ist der Weg nach unten nicht ungefährlich. Die jüngere Hälfte unserer Reisegruppe rutscht plötzlich aus, wird um 180 Grad herumgewirbelt, verliert das Gleichgewicht, kippt nach hinten, fällt mit dem Kopf nach unten zeigend auf den Rücken (der Rucksack fängt den Stoß auf) und schlittert, einen Purzelbaum schlagend, noch ein paar Meter den Pfad hinunter. Bis auf leichte Abschürfungen an der Hüfte ist nichts passiert, aber es hätte auch anders ausgehen können - immerhin geht es seitlich des Wegs 200 Höhenmeter oder noch mehr steil hinunter.



Wir setzen den Abstieg vorsichtig fort. Eine Bank (nicht die gleiche wie auf dem Foto weiter oben) bietet um 13:15 die willkommene Gelegenheit einer Rast.



Um 13:35 ist erstmals die Schutzhütte zu sehen. Wir erreichen sie 40 Minuten später, trinken Coca Cola und packen Zelt, Schlafsack und Isomatte in den Rucksack.



Um 15:05 nehmen wir die Etappe zurück zum Parkplatz, auf dem Ludwig auf uns wartet, in Angriff. Auch wenn dieser Weg nicht ganz so steil ist wie der Pfad auf den Skala, muss man doch ständig die Wanderstöcke einsetzen, um nicht ins Rutschen zu kommen und um die Knie zu entlasten. 



Mit mehreren kurzen Verschnaufpausen und einer längeren Rast beim Brunnen brauchen wir etwas mehr als drei Stunden. Wir fahren ans Meer, kühlen uns im Wasser ab (wenig später kommt starker Wind auf, der uns und die anderen Badenden vertreibt) und fahren wieder zum Rastplatz mit der tollen Aussicht, wo wir schon vor zwei Tagen übernachtet haben.



Kilometerstand: 3528 km (50 km gefahren).